Knochenstücke und Sargnägel
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„Der, der meint er sei grösser als der Rest, soll auf den Friedhof gehen. Da sieht er, dass er eine Hand voll Staub ist.“ – The Limits Of Control (2009; Jim Jarmusch)

Frohmut und Töchter unternimmt regelmässig Ausflüge an unbekannte Orte. Dadurch bilde ich mich weiter, lasse mich inspirieren und konfrontiere mich mit neuen Themen.

Im Frühjar 2018 habe ich mich auf den Friedhof Hörnli begeben.

Eine junge Frau mit langen roten Haaren steht an einem Control Panel. Ein Sarg steht bereit. Sie drückt Knöpfe. Die Ofentür geht auf und der Sarg wird hineingefahren. Verbrennen, Verglühen und Abkühlen. Nach drei Stunden ist im Untergeschoss des Krematoriums ein Haufen Asche zu finden. Knochenstücke und Sargnägel sind auch mit dabei. Die junge Frau arbeitet routiniert, spricht über Leichen wie über das Wetter. Der natürliche Umgang gefällt mir. Mal findet man ein künstliches Hüftgelenk, Herzschrittmacher, sonstige medizinische Implantate; aber auch Buddhas, Kruzifixe, Eheringe…erzählt sie. Auch den gesundheitlichen Zustand des Menschen kann sie aus der Asche lesen: Hell sei die Asche von Gesunden; je dunkler desto kränker. Grüne Asche deutet auf Medikamentenkonsum hin. Sie entfernt die Metallteile von der Asche. Dann wird sie gemörsert und in die Urne abgefüllt, von den Angehörigen abgeholt und unter einer Linde beigesetzt. Der Rest ist Erinnerung, die langsam verblasst.

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